Apokalyptische Bilder machen uns eine triste Zukunft anschaulich: Vollkommen verschmutzte Erde mit stark geschädigter Umwelt, wir können uns nur mehr mit Atem- und Strahlenschutzausrüstung im Freien bewegen, überall lauern die Begleitumstände eines Verteilungskampfes um Energie, sauberes Wasser und Lebensmittel. Geht es auch anders? Zeichnen wir doch ein Szenario unter federführender Gestaltung der gesamten Elektrotechnik – von Forschung über Entwicklung, Industrie und Planer bis hin zum Elektrotechniker. Energie, nämlich saubere, regenerative, über Naturkraft erzeugte elektrische Energie in einem weltumspannenden Netz an jedem Punkt der Erde im Überfluss ist möglich. Ein die Stromleitungen begleitendes Datennetz sorgt für Verteilungs- und Lastmanagement. Energiepreise sind tiefer als heute.
So ein Leben ist möglich, um nicht zu sagen sogar wahrscheinlich. Mehrere Faktoren kumulieren sich gerade. Eine wesentliche Theorie dazu habe ich vor ziemlich genau drei Jahren genau an dieser Stelle erläutert: Die langen Wirtschaftszyklen, die nach ihrem Entdecker auch Kondratjew-Zyklen genannt werden. Kurz zusammengefasst stellte der geniale russische Ökonom Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew (1892 - 1938) Wellen in der kapitalistischen Ökonomie fest, in denen sich mit rund 50-jähriger Periode wirtschaftliche Auf- und Abschwünge entwickeln. Präzise beschrieb er, wie nach einer Verknappung von Ressourcen eine große Investitionswelle in Infrastruktur entsteht, diese in eine Sättigung kommt, die Wirtschaft dann bergab geht und am Talpunkt einer Krise ein Paradigmenwechsel einsetzt, der wieder Innovationen und Investitionen freisetzt und damit einen wirtschaftlichen Frühling einläutet. Wir befinden uns gerade in einem Tiefpunkt am Ende des fünften Zyklus, wie auch an Deflation und negativen Zinsen zu erkennen ist. In der Literaturwerden folgende Hypothesen für den sechsten Kondratjew-Zyklus genannt: die Wissensgesellschaft, die Gesundheitsgesellschaft, Nano-/Bio-Technologie und als für mein Dafürhalten sehr wahrscheinlich: Regenerative Energien. Die einzige Möglichkeit dafür ist die direkte Wandlung von Naturkraft in elektrischen Strom. Mit – global betrachtet – relativ kleinen Flächen Photovoltaik in den sieben großen Wüsten der Erde lässt sich der gesamte Weltenergiebedarf decken. Eine weitere derzeitige und in der Zukunft sicher anhaltende Entwicklung verlangt ebenso richtige Reaktionen: Produktion mit Null Grenzkosten! Hochgradige Automation bei großen Stückzahlen macht physische Produkte immer billiger und bis auf das verwendete Material mit Null Grenzkosten herstellbar. Die Digitalisierung hat sowieso Null Grenzkosten, da Codes und Daten ohne Grenzkosten heruntergeladen werden können. Ebenso verhält es sich mit elektrischer Energie: Sind die Anlagen (PV, Windkraft, Wasserkraft) einmal gebaut, so liefern diese (bisauf geringe Wartung) Energie mit Null Grenzkosten, weil nur fossile Erzeugung oder Atomenergie Brennstoffe benötigen.
Es muss also für die Zukunft richtig investiert werden. Das Geschäft am Energiesektor wird nur mehr in der Verteilung liegen. Der Wert entsteht dadurch, die lokal erforderliche Energie vor Ort zu liefern; die Herstellung ist gratis. Die Verrechnung wird (wie heute schon in der Telekommunikation) nur mehr über Anschlusswert und Flatrates erfolgen. Auch die privaten Investitionen müssen dafür angepasst werden. Zu den größten zählen Investitionen in das Wohnen. Gebäude müssen schon heute ausschließlich für rein elektrischen Betrieb geplant und gebaut werden, damit sie eine Standzeit von mehr als 30 bis hin zu 100 Jahren erreichen; alles andere wird aussterben. Aufklärung zur richtigen Planung des Eigenheimes leistet der Elektrotechniker. Er wird sich mittelfristig auch beim Heizen mit effizienten Infrarotheizungen gegen die gegenwärtigen Beharrungskräfte durchsetzen (müssen).